Eine DDR-Groteske aus dem Jahr 1952: Hüpfen im Auftrag englischer Imperialisten

Publié le par reinerschleicher.over-blog.com

Am 20. Mai 1952 veröffentlichte die Zeitung "Volkswacht", das Organ der Bezirksleitung Gera der SED, einen Artikel unter der Überschrift: „'Gespenster' als Provokateure und Verbrecher entlarvt“. Darin wird unter anderem behauptet, dass Anfang 1951 in Ronneburg eine illegale Gruppe des „berüchtigten 'Bundes deutscher Jugend'“ (BdJ)1 gegründet worden sei. Dabei würde es sich um „Hilfstruppen des amerikanischen Geheimdienstes auf deutschem Boden“ handeln. Die beiden Anführer seinen ein Roland Liebold und ein Hans Lachheim gewesen. Liebold habe sich mehrmals mit dem Westberliner Pfandhausbesitzer Vogel getroffen und von ihm „Aufträge“ erhalten. Er habe ihn daraufhin unter anderem über die volkseigene Industrie Ronneburgs, die Stärke einer Einheit der Bereitschaftspolizei informiert sowie ihm „Namen fortschrittlicher Einwohner“ der Stadt übermittelt. Aber, das sollte noch lange nicht alles gewesen sein. Die Gruppe habe auch „Hetzschriften“ verbreitet und mit weißer Farbe staatsfeindliche Parolen an Mauern und Häuserwände geschmiert. Sie hätten Nazilieder gesungen und weiterhin die Einwohner beunruhigt und erschreckt, indem sich einige Mitglieder als Spukgestalten verkleideten und während der Dunkelheit auf Straßen und Gassen herumtollten. Damit waren jene Erscheinungen gemeint, über die Anfang der fünfziger Jahre gelegentlich in einzelnen Regionen gerüchteweise getuschelt wurde. Es handelte sich um die so genannten „Hüpfemänneln“ oder „Hüpfemänner“, die mitunter sogar Sprungfedern benutzt haben sollen und es zeitweilig zu einem sagenhaften Ruf brachten. Laut SED-Propagada sollen die Mitarbeiter des RIAS2 ihre Hände dabei im Spiel gehabt haben. Die Phantome hatten demnach nichts anderes im Sinn, als die Anweisungen dieses Hetzsenders auszuführen, die darin bestanden, die Bevölkerung zu verunsichern und somit den friedlichen Ausbau in der DDR zu sabotieren.

http://www.thueraz.de/forschung-bildung/zeitgeschichte/


Diese Geschichte zeigt, dass die Emanzipation der Frau im Arbeiter-und Bauernstaat viel weiter fortgeschritten war als bei den (englischen) Imperialisten, bei den letzteren durften nur die Männer hüpfen, daher sprach man von "Hüpfemännern" und nicht von "Hüpfefrauen" oder "Hüpfemenschen", in der DDR durften theoretisch Männer und Frauen gleichermassen hüpfen, und wenn sie nicht hüpften, dann nur weil sie zusehr mit dem Aufbau ihres sozialistischen Staates beschäftigt waren.

Konkret gesehen, ist das Ganze doch recht komplex: Wie haben die das gemacht? Hatten sie ihre Hetzschriften, Farben und Pinsel mit sich, als sie hüpften und dabei Nazi-Lieder sangen? Oder haben sie erst die Hetzschriften verteilt, die Parolen an die Häuserwände gemalt und sind anschliessend gehüpft? Ist es nicht sehr erschöpfend, gleichzeitig zu hüpfen und zu singen? Wahrscheinlich haben sie erst gesungen und sind dann gehüpft.

Egal, auf jeden Fall war das Ganze sehr bedrohlich für die DDR. 

 

Beide Angeklagten wurden zu mehreren Jahren Zuchthaus verurteilt.

Publié dans Satiren

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